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Presseartikel: Digitale Projektwoche mit Creative Change

Positives Feedback zur Premiere der digitalen Projektwoche mit Creative Change

 

Jahrgangsstufe acht der Fünf-Täler-Schule trainiert Handlungsstrategien mit theaterpädagogischen Elementen

 

Es ist 7:30 Uhr am Freitagvormittag. Die ersten Schüler der Klasse 8b haben sich im Musikraum der Fünf-Täler-Schule eingefunden und im Stuhlkreis Platz genommen. In wenigen Minuten beginnt das letzte Modul der viertägigen Projektwoche mit der gemeinnützigen Organisation Creative Change e. V. aus Offenbach. Das Team um Geschäftsführer Philip Blom hat bereits zusammen mit Ralf Gaus, dem Respekt-Coach und Organisator vor Ort, die Technik für die Online-Übertragung gecheckt. Blom begrüßt die Klasse mit ihrer Lehrerin Janine Kunz und fordert die Schüler auf, den letzten Workshop am Mittwochvormittag nochmals kurz zusammenzufassen. Dazu und auch bei den Wortmeldungen im weiteren Verlauf der virtuellen Zusammenkunft begeben sich die Teilnehmer von ihren Stühlen zum Lehrerpult, auf dem ein Laptop mit Kamera und Mikrophon steht. Hier äußern sie dann ihre Gedanken und Vorschläge zu den Fragen des Moderators. „Lästern/Üble Nachrede“, „Ausgrenzung in Bezug auf Herkunft“, sowie „Umgang mit Sprache“ und „Demokratie im Alltag“ lauten die Themen, die in Abstimmung mit den vier Klassenlehrerinnen über den Projekttagen stehen und mit theaterpädagogischen Elementen, Gruppenarbeit, Diskussion und Metaplanwand interaktiv erörtert werden. Natürlich wäre allen Beteiligten eine Präsenzveranstaltung lieber gewesen, doch zeigen sie sich zufrieden mit dem Verlauf der digitalen Version, die auch für Creative Change eine Premiere ist.

 

Theaterszene beleuchtet „Umgang mit Sprache“

 

An diesem Vormittag steht in der Klasse 8b das Thema „Umgang mit Sprache“ im Mittelpunkt. Antonia, Mia und Anna, die aktuell ihren Bundesfreiwilligendienst bei Creative Change absolvieren, spielen dazu eine Szene unter drei Jugendlichen, in welcher eine von ihnen von der angeblich besten Freundin beleidigt wird. In der anschließenden Diskussionsrunde fragt der ausgebildete Theaterpädagoge Blom die jungen Zuschauer nach den Wahrnehmungen der jeweiligen Situationen und Äußerungen durch die Protagonisten. Die Schüler lernen dabei durch Reflexion und Wortmeldung, sich in bestimmte Situationen hineinzuversetzen und die Charaktere aus ihrem Blickwinkel zu beschreiben und zu kommentieren. Im nächsten Schritt erarbeiten sie in Kleingruppen Handlungsmöglichkeiten zur Bewältigung der dargestellten Konflikte und lassen dabei auch eigene Erfahrungen mit einfließen. Diese können sie in den anschließenden Rollenspielen, bei denen sie den Platz einer Schauspielerin einnehmen, konkret umsetzen und so deren Auswirkungen auf die Handlung und deren Ausgang live beeinflussen und unmittelbar erleben. Blom lobt die Schüler immer wieder für deren Mut zum Rollentausch und fasst mit ihnen die Eigenschaften zusammen, die in der jeweiligen Situation wichtig und zielführend sind. Dazu führt er auch das Zitat „Eine freundliche Zunge ist ein Magnet für die Menschenherzen“ ein, das die Wirkung von gesprochenen Worten beschreibt. Tags zuvor wurde der erste Artikel des Grundgesetzes „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ als Kernaussage thematisch beleuchtet.

 

Schüler erarbeiten und inszenieren Änderungsvorschläge

 

Mit einer Mindmap, auf der Begriffe und Ideen rund um das Thema „Demokratie“ festgehalten werden, startet Philip Blom um 9:20 Uhr mit der Klasse 8c in deren letztes Workshop-Modul. Diese wird von Yvonne Hoffmann begleitet, in Vertretung von Klassenlehrerin Aline Lacroix. Nacheinander äußern sich die Schüler vor der Kamera, während Antonia die Gedanken auf einer Metaplanwand notiert. Anhand einer live übertragenen Szene stellen die jungen Schauspielerinnen des Creative Change-Teams, dieses Mal mit Unterstützung von Alex in der Rolle eines hippen Klassenkameraden, vor, wie ein demokratischer Abstimmungsprozess schief gehen kann. In Kleingruppen beleuchten die Schüler die Charaktere der Protagonisten und wie sich dieser auf das jeweilige Verhalten und die Interaktion mit den anderen auswirkt. Sie erarbeiten Änderungsvorschläge, die dann nacheinander von den Schauspielern übernommen werden. So wird die Szene mehrmals unter sich ständig verändernden Vorzeichen gespielt, bis sich deren Einfluss am Ende positiv auf das Ergebnis auswirkt und die Protagonisten friedlich zu einer Übereinkunft kommen, die alle mittragen können. Schließlich fasst Blom mit den Schülern nochmals zusammen, welche Eigenschaften dafür entscheidend sind. Mit dem letzten Modul für die Klasse 8d zum Thema „Lästern/üble Nachrede“ geht die Projektwoche in die Endrunde. Auch die Schüler von Klassenlehrerin Jule Oelke beteiligen sich reger als noch am ersten Tag. Eine besondere Herausforderung war für sie laut Gaus, die von den Schauspielern dargestellte Szene komplett selbst, mit Darstellern aus den eigenen Reihen, nachzuspielen und dabei die zuvor diskutierten Verbesserungsvorschläge umzusetzen.

 

Positive Erfahrungen, auch mit digitalen Medien

 

„Wir wussten bis kurz vor der Projektwoche nicht, ob und in welcher Form sie angesichts der Corona-Pandemie stattfinden kann. Von daher wurden die Klassen der Jahrgangsstufe acht relativ kurzfristig mit der ganzen Thematik konfrontiert und wir hatten kaum Vorbereitungszeit für die Workshops“, meint Janine Kunz rückblickend. „Aber wir sind froh, dass alles stattfinden konnte, wenn auch nicht live vor Ort, sondern virtuell, und dass wir diese Erfahrung mit den digitalen Medien machen durften“, führt die Klassenlehrerin der 8b aus. Anfangs seien die Schüler eher zurückhaltend gewesen, da sie nicht so recht wussten, wie sie mit der Situation umgehen sollen. „Doch bereits am zweiten Tag war die Beteiligung besser und einzelne Schüler, darunter vor allem Leila, haben sich regelrecht geöffnet und proaktiv eingebracht. Das Ganze hat etwas in ihr ausgelöst und bewirkt, worauf ich richtig stolz bin. Umgekehrt hätte ich mich gefreut, wenn noch weitere Schüler, vor allem die sonst eher unangenehm auffallenden, sich mehr beteiligt hätten“, so Kunz. Als anwesende Klassenlehrerin habe sie vor allem bei der Gruppenarbeit darauf geachtet, dass der Austausch in die richtigen Bahnen läuft. „Wir werden die Workshops und die Themen in der Klasse nachdiskutieren“, betont sie. Auch Initiator Ralf Gaus, der beim Internationalen Bund als Respekt-Coach angestellt ist, zieht ein positives Resümee. „Die Schüler verhielten sich aufmerksam und ruhig. Schwierig war für sie, mit Maske deutlich in das Mikrophon zu sprechen und dabei mit dem Rücken zu den Klassenkameraden im Stuhlkreis zu sitzen. Das Klatschen nach jedem Beitrag dürfte jedoch ihr Selbstwertgefühl gestärkt haben. Zudem wurden die Wortmeldungen nicht bewertet und es fand keine Belehrung durch den Moderator statt, so dass sich niemand zurückgesetzt fühlen musste,“, schildert Gaus. Auch die Rückmeldung der beteiligten Lehrerinnen sei durchweg positiv gewesen, wobei sich der staatlich anerkannte Arbeitserzieher insbesondere bei Jule Oelke bedankt, seine Ansprechpartnerin vor Ort in Sachen Koordination und Planung der Projektwoche. „Sie ist auch für die Medientechnik an der Schule verantwortlich und so ein Projekt bedeutet immer Mehrarbeit für die Lehrer und das in Zeiten, wo die äußeren Umstände sowieso nicht einfach sind“, gibt er zu verstehen. „Wir hatten trotz erfolgreicher Einrichtung und Prüfung am Montag zum Projektstart am Dienstag technische Probleme, die sich aber durch einen Austausch bei der Hardware schnell beheben ließen. Mit einer halben Stunde Verspätung konnten wir dann starten und letztendlich genügten W-Lan, Beamer und Laptop an allen vier Tagen für eine erfolgreiche Schalte nach Offenburg“, so Gaus weiter. „Über das Förderprogramm des Bundesprogramms „Respekt Coaches“ werden vor Ort derartige Projekte finanziert, da die Schulen dafür ansonsten keine Mittel haben“, erläutert der Pädagoge, dem es dabei auch um die Nachhaltigkeit geht. Aus seiner Sicht wäre es daher sinnvoll, im nächsten Jahr weitere Workshops dieser Art an der Fünf-Täler-Schule anzubieten. „Eine vertrauensvolle und längerfristige Zusammenarbeit mit einer Schule muss erst einmal aufgebaut werden“, beschreibt Gaus die Schwierigkeiten. Aber in Calmbach sei man auf einem guten Weg.

 

Altersgerechte Theaterpädagogik mit Creative Change e. V.

 

Creative Change e.V. hat sich zum Ziel gesetzt, jegliche Art von vorhandenen Vorurteilen zwischen Menschen abzubauen, da diese einem friedvollen Umgang miteinander im Wege stehen. Rund 15 verschiedene Themen hat der Verein seit seiner Gründung im Jahr 2015 zusammengetragen und führt bundesweit Projektwochen durch. Unter dem Titel “Act now” bestehen diese aus einem theaterpädagogischen Programm, in welchem unterschiedliche aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen in Theaterszenen bis zum Höhepunkt dargestellt werden, um anschließend in der kollegialen Fallbearbeitung Handlungsstrategien für die Protagonisten zu entwickeln und

diese zu trainieren. Zudem werden konkrete Probleme aus der Realität der Schüler in Szenen dargestellt und gemeinsam Lösungen erarbeitet. Ziel ist eine Erweiterung des Handlungsrepertoires von Schülern sowie eine Stärkung demokratischer Werte. Jedes Jahr werden durch diese Arbeit circa 100 Schulen und knapp 10.000 Schüler erreicht. In Planung ist laut Blom, eigene Technik vor Ort leihweise zur Verfügung zu stellen, zumal es an einigen Schulen an der erforderlichen technischen Ausstattung für digitale Formate fehle. Erste positive Erfahrungen seien bei der Premiere in Calmbach gemacht worden. Aber nicht nur angesichts der nach wie vor geltenden Corona-Verordnungen stellt diese Form des (digitalen) Unterrichts in seinen Augen eine gute Ergänzung und Bereicherung für die Schulen dar.

Entnommen aus: Wildbader Anzeigenblatt mit Calmbacher Bote vom 24.11.2020

Text & Fotos: Karin Ferenbach

 

 

Die Schauspielerinnen Antonia, Mia und Anna (von links) zeigen in den von Theaterpädagoge Philip Blom geschriebenen Szenen Konfliktsituationen, welche anschließend zusammen mit der Klasse interaktiv erörtert werden.

In der von Antonia, Mia, Anna und Alex (von links) gespielten Szene geht es um demokratische Prozesse in der Entscheidungsfindung. Hier sollen die Schüler für die Protagonisten Handlungsstrategien entwerfen, die zu einer Verbesserung des Ergebnisses führt.

 

Die Kleingruppe der Klasse 8b sitzt vor dem Laptop im Musikraum der Fünf-Täler-Schule und tauscht sich mit dem in Offenburg zugeschalteten Moderator Philip Blum zu den Fragen aus, auf welche sie Antworten gefunden haben.

 

 

 

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