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Presseartikel: Rap-Workshop „Who.Am.I“ in der FTS

Erschienen in: Schwarzwälder Bote vom 04.12.2019

Autor: Christoph Hänsch

 

„Sie erzählen von den krassen Dingen“

Bildung: Rap-Workshop „Who.Am.I“ zu Gast bei Siebtklässler in der Calmbacher Fünf-Täler-Schule

 

„Rapagoge“ Tobi macht vor, wie es geht: Von ihm konnten die Schüler in Sachen Rap einiges lernen.

Foto: Jänsch Foto: Schwarzwälder Bote

In der Calmbacher Fünf-Täler-Schule waren drei Tage lang pädagogische Rap-Profis zu Gast, die den Siebtklässlern während des Textens und bei den Auftritten wichtige Inhalte für die Persönlichkeitsentwicklung vermittelten. Das kam gut an.

Bad Wildbad-Calmbach. Es sind ungewöhnliche Töne, die aus den Klassenzimmern der Siebtklässler in der Calmbacher Fünf-Täler-Schule ertönen. Tiefe Bässe, geschmeidige Rhythmen, dazu Texte auf den Beat. Was zunächst klingt wie Musikunterricht, wird spätestens beim Öffnen der Klassenzimmertüre deutlich: Das ist alles andere als Frontalunterricht.

Denn dort, wo die Schüler friedlich miteinander im Stuhlkreis sitzen, geben drei Tage lang die zwei sogenannten „Rapagogen“ den Ton an. Dass Deutschlands erste pädagogische Rap-Schule zu Gast in Calmbach ist, ist für die Schüler etwas ganz Besonderes. Drei Tage haben die Schüler Zeit, gemeinsam mit ihren Gruppenmitgliedern einen eigenen Rap-Song zu schreiben und ihn am Ende ihren Mitschülern zu präsentieren. Ziel der Veranstaltung ist es, das Selbstvertrauen jedes Einzelnen und das Gemeinschaftsgefühl zu stärken. Und ganz nebenbei lernen die Schüler etwas über Respekt, fördern ihre Kreativität und schärfen ihre Sinne.

„Ich habe das Gefühl, es kommt super an“, erklärt Katja Collatz, Musiklehrerin an der Fünf-Täler-Schule. „Das ist die Sprache der Jugendlichen. Was die beiden ›Rapagogen‹ den Schülern bieten, das können wir nicht“, so die Pädagogin weiter. Tatsächlich scheint ›Rapagoge‹ Tobi einen besonderen Nerv bei den Siebtklässlern zu treffen. In seinem Stuhlkreis herrscht Disziplin und Ruhe, wenn jemand spricht. Nach jedem Rap-Vortrag gibt es Applaus von allen Mitschülern. „Haben Sie die Schüler auch so im Griff?“, geht die Frage an Collatz. „Leider nicht“, sagt die Musiklehrerin und lacht. „Das ist ihre Persönlichkeit – ich bin begeistert.“

Verschiedene Texte

Was ihr wichtig sei: „Es gibt guten, anspruchsvollen Rap – und der wird hier vermittelt. Von gewaltverherrlichenden Texten grenzen die sich hier ganz klar ab.“ Das zeigen die durchaus verschiedenen Texte zu den unterschiedlichsten Themen auch. Die 14-jährige Adelina rappt zum Beispiel mit Begleitung des „Rapagogen“: „Es waren sechs Freunde, die zusammen in die Klasse gingen, die anders als die Masse klingen. Sie erzählen von den krassen Dingen, von der Liebe, der Familie, machen Rap bis die Kassen klingeln.“ Schimpfworte? Fehlanzeige! Weitere Texte handeln vom Krieg, von Flucht, wieder andere von Gemeinschaft.

Organisiert und finanziert werden die nicht ganz günstigen Schulstunden vom Internationalen Bund (IB). Ralf Gaus, staatlich anerkannter Arbeitserzieher und „Respekt Coach“ des IB im Landkreis Calw, arbeitet zwei Tage die Woche in der Calmbacher Schule. Er hatte die Idee, die „Rapagogen“ in den Unterricht zu holen. „Ich bin dankbar, dass die Schule mir so viel Zeit zur Verfügung stellt, aber ich denke, man sieht auch, dass es den Schülern etwas bringt“, unterstreicht der „Respekt Coach“.

Das Ziel seiner Arbeit ist es laut einer Verlautbarung des IB, „die Resilienz der Jugendlichen gegenüber menschenfeindlichen Ideologien zu stärken, das Demokratieverständnis zu fördern und Radikalisierungsprozessen vorzubeugen.“ Dies beinhalte sowohl „die Stärkung des Selbstbewusstseins, das Reflektieren eigener Handlungen und deren Wirkung sowie das Kennenlernen von Partizipationsmöglichkeiten, als auch die kritische Auseinandersetzung mit radikaler Propaganda und extremistischen Strategien, um diese erkennen und ihnen widerstehen zu können.“

Mit dem Rap-Workshop solle mit den Schülern ein weitere Schritt in diese Richtung gegangen werden. Seit Mai 2018 ist Gaus im Landkreis aktiv. Und zwar richtig: Neben Besuchen im Klettergarten und in der Trampolinhalle gehörten interreligiöse Workshops genauso zum Programm der Schüler wie der Theater-Besuch zu sensiblen Themen oder das gemeinsame Kanu fahren. Ob die Schüler bei diesem abwechslungsreichen Programm überhaupt merken, dass sie eigentlich wichtige Inhalte vermittelt bekommen? Genau darin scheint das Geheimnis der anderen Formen der Wissenvermittlung zu stecken.

 

 

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